Ein Mann ohne Hände betritt die Bühne. Es ist Rainer Schmidt, Kabarettist und Moderator der Veranstaltung „Personal.Fachkräfte.Diversity. – Chancen der Inklusion für Arbeitgeber“ in der IHK Frankfurt am Main, die ich heute besuche.
Schmidt legt los und hat sofort alle Lacher auf seiner Seite. Ein Podiumsteilnehmer bemerkt, dass das Einstellen von behinderten Mitarbeitern immer noch auf viele „Barrieren im Kopf“ träfe. Diese Barrieren baut Schmidt mit seinem direkten und provokanten Humor ab. In der Pause gratulierten ihn viele sichtlich begeistert zu seiner Leistung. Die Begeisterung teile ich ebenfalls und bitte ihn daher um ein kurzes Interview.
Herr Schmidt, Sie sind hauptberuflich Kabarettist und Moderator.
Ja, mittlerweile. Ursprünglich als Pfarrer ausgebildet, aber mittlerweile bin ich als Kabarettist, Infotainment-Mensch und Moderator unterwegs.
Warum wurden Sie heute eingeladen, diese Veranstaltung zu moderieren?
Ich vermute, weil ich frech bin und weil ich mich im Thema Inklusion relativ gut auskenne. Also, ich kann sozusagen fachlich kompetent, aber eben mit der nötigen Prise Humor moderieren.
Wie kam es dazu, dass Sie Kabarettist geworden sind?
Ich habe tatsächlich eine Reihe von Vorträgen gehalten und die sind dann mit der Zeit immer „erzählreicher“ geworden, also mit mehr Geschichten angereichert worden und irgendwann sind Pointen reingekommen. Und dann kam irgendwann die Idee – als sehr viel bei einem Vortrag gelacht wurde – ich könnte das Ding mal so richtig Richtung Humor machen. Dann habe ich meine Geschichten durchforstet und habe nochmal Pointen eingebaut und habe daraus ein abendfüllendes Kabarett-Programm gemacht. Ich bin eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen.
Welche Themen behandeln Sie bei diesen Vorträgen? Beziehungsweise, welche Themen behandeln Sie jetzt als Kabarettist?
Ja, ich sach gerne, alles außer Frauen, dat ist mir einfach zu kompliziert. Aber den Rest traue ich mir zu (lacht). Nein, es geht auch um das Thema Inklusion, soziale Kompetenzen, Kommunikation, manchmal natürlich ein bisschen politisch.
Welchen Mehrwert sehen Sie, wenn Sie das Thema Inklusion mit Humor rüberbringen?
Humor nimmt tatsächlich jede Menge Verunsicherungen und …Menschen trauen sich. Mein Kabarett-Programm ist dann so richtig erfolgreich, wenn am Ende das Publikum zu mir kommt und sagt „Schmidt, ich muss Dir schon wieder einen Witz erzählen!“ Ich sach, hau dat Ding raus, ich kenn des zwar schon alles, aber ich freu mich trotzdem drüber. Manchmal – am Anfang – denken die Leute „Oh, darf ich darüber lachen?“ Und nachher haben sie so viele Inhalte nebenbei mitbekommen, dass sie sagen: „Hey, mein Umgang mit außergewöhnlichen, mit fremden – mir fremden – Menschen, hat sich verändert.“ Wenn das passiert, ist das super. Und da ist Humor – Humor ist ja humoris „verflüssigen“ – also, das was fest und erstarrt ist, soll wieder in Bewegung kommen und das mache ich mit Kabarett.
Können Sie ein Beispiel nennen, wie Sie mit Ihrem Humor Menschen die Verunsicherung nehmen?
Beim Auftritt, wenn das Publikum applaudiert, sage ich zum Beispiel: „Vielen, vielen Dank für Ihren tollen Applaus! Ich bin ganz gerührt, fast ein wenig verlegen. Also, Danke nochmals für Ihren tollen Applaus! Ich muss aber gestehen, ich hatte ein wenig darauf gehofft. Also, eigentlich bin ich genau deswegen hier auf dieser Bühne. Früher war ich nämlich Publikum. Das lag mir aber nicht. Tosender Applaus gehört nicht zu meinen Stärken. Gut, manchmal hatte ich Glück und es saß ein Glatzköpfiger neben mir, da konnte ich auch applaudieren.“ Ich tue dann so, als würde ich mit meinem Arm auf die Glatze meines Nachbarn klopfen.
Bis vor Kurzem haben Sie auch als Pfarrer gearbeitet. Waren Ihre Predigten auch so unterhaltsam?
Meine Predigten waren auf jeden Fall sehr emotional. Manchmal natürlich auch unterhaltsam – es wurde viel gelacht – aber vor allen Dingen habe ich immer gedacht, ich will nicht zum Kopf, sondern zum Herz reden. Das mache ich jetzt auf der Bühne auch. Manchmal habe ich total hoch emotionale Momente drin und da ist es mir egal, ob es Kabarett, Bühne oder Kanzel ist.
Warum ist es Ihnen wichtig, Ihre Predigten und Vorträge emotional zu halten?
Ich predige und rede emotional, weil ich Menschen erreichen möchte. Mit Informationen erreicht man den Kopf, mit Geschichten das Herz. Und schließlich möchte ich ja Bedeutsames für die Menschen erzählen.
Vielen Dank! Möchten Sie sonst noch etwas loswerden?
(Lacht) Ich hätte Bananen gesagt.