Co-Design, auch Co-Creation, partizipatorisches oder kollaboratorisches Design genannt, ist eine Art Lösungen zu gestalten, bei der Menschen etwas gemeinsam entwickeln, statt etwas für Menschen zu entwickeln.
Wann lohnt sich Co-Design?
Co-Design kann in vielen Bereichen hilfreich sein. Besonders lohnt sich diese Art der gemeinsamen Lösungsgestaltung dort, wo man daran arbeitet, Bereiche des öffentlichen Sozial- und und Gesundheitssystems zu verbessern. Beim Co-Design arbeiten dabei alle Menschen zusammen, die das Thema betrifft: Menschen, die die Unterstützungsangebote dieser Systeme nutzen und über „Erfahrungswissen“ verfügen, Regierungen, Städte, Gemeinden und Professionelle, also Menschen, die beruflich in dem System tätig sind und diese gestalten.
Die perspektive der Menschen mit Erfahrungswissen
Co-Design zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass die Perspektive der Menschen, die die Unterstützungsangebote nutzen, angehört und mit einbezogen wird. Und das ist nicht immer einfach: Menschen können durch ihren gesundheitlichen Zustand eingeschränkt sein oder sie fürchten Sanktionen oder Repressalien vom System, wenn sie sich offen äußern. Damit Menschen mit Erfahrungswissen dazu ermutigt werden sich einzubringen, braucht es eine gewisses Mindset – also eine gewisse Einstellung – bestimmte Methoden und ein System, dass das Wissen dieser Menschen willkommen heißt.
4 Prinzipien, damit Co-Design gelingt
Co-Designer:in Kelly Ann McKercher schlägt in dem Buch „Beyond Sticky Notes“ folgende 4 Prinzipien vor, die die Voraussetzung dafür bilden, dass alle Menschen sich auf Augenhöhe begegnen und ihre Meinung frei äußern können:
- Die Macht teilen
Wenn die Macht sich auf bestimmte Menschen konzentriert, dann werden diese den größten Einfluss auf Entscheidungen haben. Um dies zu verhindern, muss die Macht in den Bereichen Recherche, Entscheidungen, Gestaltung, Umsetzung und Evaluation geteilt werden. Ohne dies findet kein Co-Design statt. - Beziehungen priorisieren
Co-Design ist ohne gegenseitiges Vertrauen nicht möglich. Nur ein gutes zwischenmenschliches Miteinander zwischen Co-Designern, Sponsoren und Organisatoren ermöglicht es, gemeinsam Probleme zu konfrontieren und anzugehen. Je besser die Beziehungen, desto besser der Prozess und die Ergebnisse. Vertrauen muss verdient werden. - Partizipatorische Moderationsmethoden verwenden
Moderationsmethoden im Co-Design-Prozess sorgen dafür, dass sich alle aktiv einbringen können und wollen. Statt der reinen Informationsweitergabe in Form von Stellungnahmen, Präsentationen und ausführlichen Dokumentationen, machen interaktive visuelle, kinästhetische und verbale Methoden aus passiven Teilnehmer:innen aktive Partner:innen. - Fähigkeiten aufbauen
Beim Co-Design lernt jede:r und gibt jede:r Wissen weiter. Dies stellt für viele eine ungewohnte Form des Denkens, Machens und sich Ausdrückens dar. Menschen benötigen hierbei Unterstützung, Ermutigung und Übung.
Die 4 Prinzipien können dazu verwendet werden, um eine gemeinsames Verständnis von Co-Design im Team zu entwickeln. Außerdem sollten die Methoden geprüft und bei Bedarf angepasst werden, indem man sich die Fragen stellt: Ist die Macht dadurch gleichmäßig verteilt? Befähigen wir damit Menschen? Priorisieren wir damit Beziehungen?
Die Herauforderungen beim Co-Design
Co-Design birgt aufgrund der Diversität der involvierten Partner viele Herausforderungen. Es erfordert sehr viel Kommunikation und ein langsames Vorgehen, um sicherzustellen, dass alle dabei sind. Die Investition lohnt sich jedoch, da auf diese Weise teure und langwierige Nachbesserungen verhindert werden und Lösungen entstehen, die große Wirkung zeigen und langfristig für alle gut passen.
Das Symbolbild oben zeigt einen aus Menschen gebildeten Turm, „Castells“ genannt, eine katalanische Tradition, die auf katalanischen Volksfesten vorgeführt wird. Wie bei Co-Design gibt es bestimmte Methoden und Techniken die erlernt und trainiert werden und es kommt auf die aktive Mitarbeit jeder Person an, damit der Turm gelingt und die Sicherheit aller gewährleistet ist. In diesem Video kann man sich die Entstehung eines Castells anschauen.
Quellen:
McKercher, K. A. (2020). Beyond Sticky Notes. Doing Co-design for real: mindsets, methods and movements. Sydney, Australia: Beyond Sticky Notes.
The CO-CREATE consortium (2019). The Co-create Handbook. For Creative Professionals.
Weitere Informationen:
Co-Design: Was ist Co-Design? – Einführung in kollaboratives Gestalten, CO-CREATION SKILLS & TRAINING (Englisch)
Castells: https://de.wikipedia.org/wiki/Castells